Was ist dran? Zehn Vorurteile über Hörgeräte
1 Hörgeräte sind unpraktisch und erst noch unästetisch.
Das war einmal. Heute gibt es Hörgeräte im Kleinstformat. Sie sind fast unsichtbar, technisch ausgereift praktisch in der Handhabung, leicht und weisen erstklassiges Design auf.
2 Nur bei starker Hörschädigung ist ein Hörgerät gerechtfertigt.
Der Rückgang der Hörfähigkeit geschieht selten plötzlich, sondern meistens nach und nach. Wer Mühe hat, ein Gespräch in geräuschvoller Umgebung zu führen, profitiert von einem Hörgerät enorm. Die Lebensqualität nimmt wieder zu.
3 Ein Hörgerät ist etwas für alte Menschen.
Eine veraltete Ansicht. Lärm, Krankheiten, erbliche Vorbelastung usw. können bereits bei Menschen im jugendlichen Alter zu Hörminderung führen. Interessanterweise haben die technikinteressierten Jungen wenig Widerstände gegen das Tragen von Hörgeräten, zumal sich diese rasant weiterentwickelt haben – Stichwort Bluetooth oder Smartphone-Schnittstellen.
4 Ein Hörgerät kann ich mir (fast) nicht leisten
Hörgeräte sind technisch ausgefeilte, hochwertige Produkte von unterschiedlicher Machart, und entsprechend verschieden im Preis. Dabei weisen auch die günstigen Modelle eine solide, technisch hochstehende Ausstattung auf. Dazu kommt, dass Sie den Kaufpreis in Raten bezahlen können. Lohnend ist auch eine Abklärung, ob und welchen Anteil allenfalls die Sozialversicherungen übernehmen.
5 Zu Beginn geht’s auch mit nur einem Hörgerät
Stimmt nicht. Nicht zufällig besitzt der Mensch zwei Ohren, denn mit einem Ohr allein lässt sich nicht ausmachen, woher ein Geräusch kommt. Nur das räumliche, stereophone Hören erlaubt die Schall-Ortung und macht, dass wir uns sicher in der Umgebung bewegen können. Dementsprechend kann nur das Hörgeräte-Paar die durch die Hörminderung reduzierte räumliche Hörfähigkeit kompensieren.
6 Mit einem Hörgerät höre ich von Anfang an einwandfrei
Das stimmt so nicht. Denn einerseits sind Hörgeräte Hightech-Apparate im Kleinstformat, die den persönlichen Bedürfnissen des Trägers präzis angepasst werden – oft in mehreren Etappen. Andererseits muss auch das Gehirn bzw. dessen Hörzentrum mehrere Lernschritte machen. Die neu gehörten Töne müssen wieder eingeordnet und interpretiert werden. Rechnen Sie mit mindestens einer Woche, bis Sie sich an die Hörerlebnis gewöhnt haben. Und mit zwei bis drei Besuchen beim Hörakustiker, bis Ihre Hörhilfen optimal auf Sie eingestellt sind.
7 Mit Hörgeräten hört man alles gleich laut
Früher gab es Hörgeräte, die man nur an- und abschalten konnte, plus «laut» und «leise» einstellen. Bei heutigen Hörhilfen sind Tragekomfort und Einstellen gemäss individuellen Ansprüchen selbstverständlich: präzise, automatische Lautstärkesteuerung, Anpassung an die jeweilige Hörsituation, das Überdecken von störenden Nebengeräuschen, und vieles mehr.
8 Hörgeräte nützen nichts gegen Tinnitus
Doch, sie nützen. Sie können den Tinnitus markant erträglicher machen. Moderne Hörgeräte werden zu diesem Zwecke so eingestellt, dass sie einen konstanten Ton aussenden, der den Tinnitus überdeckt. Speziell die Tinnitus-Spitzen, die als qualvoll empfunden werden, verlieren auf diese Weise an Potenzial. Diese Geräte eignen sich übrigens auch für Tinnitus-geplagte ohne sonstige Hörbeschwerden.
9 Ich kann ein Hörgerät nicht zur Probe tragen
Doch, Sie können, und zwar gratis. Wir von Akustik Schweiz finden, Sie sollen sogar ein Hörgerät ausgiebig testen, bevor Sie sich dafür oder dagegen entscheiden. Tragen Sie es bei der Arbeit und in der Freizeit, allein und in Gesellschaft. So lernen Sie das Hörgerät und dessen Möglichkeiten erst kennen und – so hoffen wir – auch schätzen.
10 Mit Hörgerät degeneriert mein Hör-Gehirn
Nein, im Gegenteil: Das Hör-Gehirn lässt umso mehr nach, je weniger Töne es wahrnehmen kann. Es verlernt nämlich, diese Töne einzuordnen und zu deuten. Das Hörgerät verschafft dem Gehirn neue Arbeit und hält es auf Trab. Aus diesem Grund sollte bei ersten Warnsignalen, die auf Hörminderung hindeuten, nicht zu lange zugewartet werden. Sie wissen ja: Was rastet, rostet.