Erkrankungen des Gehörs

Das menschliche Gehör zählt zu unseren elementarsten Werkzeugen. Sie dienen zum Hören und Verarbeiten von Tönen, und ganz generell für unsere Kommmunikation. Der Gleichgewichtssinn befindet sich ebenfalls im und beim Ohr.

Erkrankungen der Ohren

Nicht jedes Pfeifen oder Ohrensausen muss ein Symptom eines bleibenden Hörverlusts sein. Möglich, dass es etwas weniger Gravierendes anzeigt, etwa eine Durchblutungsstörung oder eine gut heilbare Gehörgangentzündung. So oder so: Bei Schmerzen oder Problemen im Bereich des Gehörs gilt es, zügig einen einen HNO-Arzt zu kontaktieren.

Die wichtigsten Ohrenkrankheiten sind Entzündungen von Aussen- und Mittelohr, Otosklerose (Verknöcherungen) oder Tumore.

Tinnitus

Als Tinnitus bezeichnet man ein nur vom Betroffenen wahrnehmbares, in aller Regel als mindestens lästiges Ohrensausen in verschiedenen Frequenzbereichen: Es hört sich wie ein Pfeifen, Rauschen, Brummen oder Klopfen an, oder auch wie eine Mischung aus all diesen Geräuschen. Gefährlich ist ein Tinnitus nicht, jedoch kann er sich sehr belastend auswirken. Tinnitus ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. In der Schweiz leiden rund 10 % der Bevölkerung unter einem mehr oder weniger schweren Tinnitus.

Ursachen

Tinnitus ist ein Pfeifen oder Rauschen im Ohr, das nur subjektiv wahrgenommen werden kann. Er kann in alltäglichen Situationen entstehen oder als Symptom einer Erkrankung. Die häufigsten Ursachen sind:

  • dauerhafte, grosse Lärmbelastung und damit verbundene Schädigungen des Gehörs
  • belastende Konflikte, Stress
  • Schwerhörigkeit
  • mangelnde Durchblutung im Bereich des Gehörs
  • Krankheiten des Mittel- und Innenohrs (Mittelohrentzündung, Morbus Menière, etc.)
  • Schädigungen des Trommelfells
  • Veränderungen der Halswirbelsäule
  • Kieferfehlstellungen, Zähneknirschen im Schlaf
Behandlung

Heute gibt es ein breites Spektrum an Behandlungsmethoden und -techniken. Was den besten Effekt verspricht, hängt davon ab, ob ein akuter oder ein bleibender Tinnitus vorliegt. Viele Fragen rund um das weitverbreitete Phänomen Tinnitus sind noch unbeantwortet. Dementsprechend gibt es die perfekte Behandlung oder Heilmethode bisher nicht.

Oft geht ein Tinnitus, wie er gekommen ist. Wenn er bleibt, können Medikamente, die die Durchblutung fördern, helfen und lindern. Der Aufwand ist jedoch relativ hoch, und der Nutzen bis jetzt nicht wissenschaftlich belegt.

Zu bemerkenswert positiven Ergebnissen haben Entspannungsübungen wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Qigong geführt. Auch Verhaltenstherapien, bei denen das bewusste Weghören geübt wird, zeigen in gewissen Fällen gute Ergebnisse. Effektiv sind auch die tiefenpsychologische Therapie sowie die Tinnitus-Retraining-Therapie, die auf das genaue Hinhören fokussiert.

Tinnitus und Hörgeräte

Bei einem Tinnitus mit Rauschen in Mittelfrequenzen können Hörgeräte von grossem Nutzen sein. Vor allem dann, wenn auch ein Hörverlust vorliegt. Das Hörgerät verbessert die Hörfähigkeit der äusseren Geräusche und dämpft gleichzeitig die inneren. Der in modernen Hörgeräten eingebaute «Noiser» sendet non-stop ein leises, nicht störendes Geräusch. Dieses bricht die temporär auftretenden Tinnitus-Spitzen.

Austausch in der Selbsthilfegruppe

Wir beraten und unterstützen Sie gerne in Ihrem Akustik Schweiz Fachgeschäft. Weitere Kontakte und Möglichkeiten des Austausches unter Tinnitus-Betroffenen finden Sie beispielsweise bei der Schweizerischen Tinnitus-Liga.

Unsere Tipps zur Tinnitus-Prävention:

Lärm vermeiden
Bleiben Sie Lärmquellen möglichst fern. Tragen Sie einen passenden Gehörschutz, wann und wo immer es die Situation nahelegt.

Entspannen
Bauen Sie bewusst ruhige Momente in Ihrem Alltag ein. Tun Sie, was Ihnen guttut, sei es eine sportliche Betätigung oder Entspannungsübungen.

Essen und Trinken
Ernähren Sie sich vielseitig, genussvoll und möglichst gesund. Und vergessen Sie nicht, genügend Flüssiges zu sich zu nehmen.

Hörverlust und Diabetes

Personen mit Diabetes oder Zucker, leiden häufiger an Schwerhörigkeit. Das Risiko einer Schwerhörigkeit liegt sogar bei 40%.

Wie hängen Hörverlust und Diabetes zusammen?

Diabetes schädigt die Hörschnecke (Cochlea). Dieser Teil des Innenohrs wandelt Schallwellen in Nervenimpulse um, was ein zentrales Element des Hörvorgangs darstellt. Bei einem Diabetes wird die Funktion der Cochlea beeinträchtigt. Dies hat neben erhöhter Lärmempfindlichkeit einen Hörverlust zur Folge. Zudem klingen akustische Traumata bei Diabetikern langsamer ab.

Wichtig: eine frühzeitige Diagnose

Die Zusammenhänge zwischen Diabetes und Schwerhörigkeit scheinen bis heute noch ungenügend erkannt zu werden. Dabei wäre es mit einer frühen Diagnose möglich, Folgekrankheiten und Unfälle zu verhindern. Bei beiden Krankheiten besteht ein erhöhtes Risiko für Stürze oder sturzähnliche Unfälle – bei Diabetes aufgrund des instabilen Zuckerhaushaltes, bei Hörminderung aufgrund der reduzierten Wahrnehmung der Umwelt.

Ärzte sollten Patienten mit Hörverlust oder Diabetes besonders auf den Zusammenhang zwischen Hörverlust und Diabetes hinweisen. Diabetikern sollten ihrerseits pro Jahr einen Hör-Check machen und Menschen mit Hörbeeinträchtigung sollten ihre Blutzuckerwerte konsequent überwachen.

Behandlung von Diabetikern mit Hörminderung

Bei Diabetikern, die zugleich unter Hörminderung leiden, gilt es, bei der Wahl des Hörgerätes zwei Punkte zu berücksichtigen:

Menschen mit Diabetes und mit Hörminderung reagieren empfindlich auf Lärm, insbesondere auf solchen im Hochfrequenzbereich. Deshalb ist das Hörgerät besonders sorgfältig einzustellen.

Diabetiker neigen zu Hautinfektionen. Wenn die Art der Hörminderung nicht dagegenspricht, sollten in erster Linie Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte gewählt werden. Falls nötig, sollten zudem Ohrpassstücke aus antiallergischem Material eingesetzt werden.

Hörsturz

Pro Jahr sind in der Schweiz etwa 1 600 Personen von einem sogenannten Hörsturz betroffen. Die Intensität des plötzlichen Hörverlustes ist unterschiedlich, betroffen sind häufig über 50-Jährige. Die Funktionsstörung des Innenohrs tritt spontan ohne äusseren Anlass und in der Regel nur bei einem von beiden Ohren auf. Bei den Hörsturz-Symptomen ist sich die Fachwelt einig, bei der Beurteilung der Ursachen gehen die Meinungen auseinander.

Die Symptome

Betroffene beschreiben das Hörsturzgefühl als «pelzige Ohrmuschel» oder als «grossen Wattebausch, der in den Gehörgang drückt». Begleitet wird der Hörsturz oft von Schwindel und Tinnitus, zuweilen auch von starker Lärmsensibilität. Das verzerrte, einseitige Hören von Geräuschen verunsichert Hörsturz-Patienten verständlicherweise. Hörstürze sind hingegen nicht mit Schmerzen verbunden.

Ursachen unbekannt

Die Ursachen und die auslösenden Faktoren eines Hörsturzes sind wissenschaftlich noch nicht gesichert. Immerhin herrscht Einigkeit darüber, dass bei einem Hörsturz der Schall im Innenohr blockiert wird. Man spricht auch von einem Ohrinfarkt, weil das akustische Signal nicht zum Gehirn gelangt. Die medizinische Bezeichnung lautet sensorische Schwerhörigkeit oder Schallempfindungsschwerhörigkeit. Sie kann jede Intensität von milder Hörminderung bis zur totalen Taubheit aufweisen.

Ein Hörsturz tritt ohne Ankündigung plötzlich und ohne erkennbare Auslöser auf. Das unterscheidet ihn eindeutig von Hörminderungen, die auf ganz bestimmte Ursachen wie Lärm, Infektionen, Medikamenten-Nebenwirkung, Vererbung etc. zurückzuführen sind.

Immerhin führen die kontroversen Diskussionen unter den Experten zu den Ursachen des Hörsturzes zu einer langen Liste von möglichen oder wahrscheinlichen Ursachen:

  • Durchblutungsstörung des Innenohres aufgrund eines Blutgerinnsels
  • Cholesterinablagerungen in Ohrgefässen aufgrund von erhöhtem Blutfettwert
  • Übermassiger Lärm
  • Virusinfektionen
  • Chronische Entzündungen des Ohr- und Kopfraums
  • Störungen des Autoimmunsystems
  • Verletzungen des Ohres
  • Tumore, etwa ein Akustikneurinom
  • Fehlstellungen in der Halswirbelsäule
  • Herz-Kreislauf-Beschwerden
  • Psychosomatische Leiden, Stress
  • Morbus Menière
Bei Verdacht zum Arzt

Wenn Hörsturz-Symptome auftreten, ist eine rasche Abklärung und allfällige Behandlung durch den HNO-Arzt angezeigt. Dann liegt die Wahrscheinlichkeit einer schnellen und vollständigen Heilung bei etwa 90 Prozent. Der Arzt wird zuerst den Grad des Hörverlustes ermitteln, gefolgt von weiteren Untersuchungen, welche Ursachen oder Auslöser identifizieren bzw. ausschliessen können.

Therapien

In rund 30 Prozent der Fälle heilt ein Hörsturz von selbst aus. In anderen Fällen ist nach ärztlicher Abklärung eine ambulante Behandlung die Regel, die stationäre Behandlung die absolute Ausnahme. Hier fünf der häufigsten Therapie-Arten im kurzen Überblick.

  • Infusion mit gefässerweiterndem Effekt, um den Blutfluss anzuregen.
  • Vitamin-B-Präparate in Tablettenform oder Medikamente auf Cortison- oder Procain-Basis.
  • Direkte Behandlung des betroffenen Ohres mit einer Glukokortikoid-Spritze.
  • Biomentale Therapie nach Geuel: Entspannung, positives Denken, bewusster Stressabbau.
  • Sauerstoffabgabe in einer Druckkammer, um den Heilungsprozess anzuschieben (umstritten).
Immer von Vorteil: Prävention

Das Risiko, einen Hörsturz zu erleiden, kann mit den richtigen vorbeugenden Massnahmen minimiert werden – genau gleich wie bei vielen anderen Krankheiten. Ganz allgemein gesund zu leben, empfiehlt sich allemal. Und im Besonderen ist der situative Einsatz von Gehörschutz ratsam, sei es in der Disco, beim Konzert, in bestimmten Verkehrssituationen (Bahnhöfe) oder an einem lärmbelasteten Arbeitsort.

Hörgerät nach Hörsturz

Beobachten Sie nach einem Hörsturz eine geringere Hörleistung, kann der Einsatz eines Hörgerätes notwendig werden. Sprechen Sie uns über Möglichkeiten an.

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